Johannes 1, 35-37: Am nächsten Tag stand
Johannes abermals da und zwei seiner Jünger; und als er Jesus vorübergehen sah,
sprach er: Siehe, das ist Gottes Lamm! Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten
Jesus nach.
Das
größte Wunder ist es, wenn ein Mensch sich zum lebendigen Gott bekehrt.
Dass es so etwas gibt! Dass ein Mensch von heute auf
morgen die ganze Richtung seines Lebens ändert: Während er vorher nur darauf aus war,
Geld zu verdienen, sein Leben zu genießen oder sich einen Namen zu machen, strebt so ein
bekehrter Mensch auf einmal nach einem Ziel, das gar nicht im Bereich der sichtbaren Welt
liegt.
Während er bisher seinen Weg selbst wählte oder sich nach
seiner Umwelt richtete, lässt er sich nun auf einmal von einer unsichtbaren Hand leiten.
Die unerleuchtete Vernunft findet das völlig unbegreiflich. Es
ist auch unbegreiflich. Eine Bekehrung zu Gott ist einfach ein Wunder.
Nun, diese Kraft, die mehr ist als kosmische Kraft, hat Gott in
die Welt gegeben in Jesus Christus. Unser Text erzählt uns von dem Wunder einer
Bekehrung.
Nein! Das
ist keine aktuelle Botschaft! Von einem Lamm ist die Rede. Lämmer gehören nicht in
unseren Lebensbereich. Ich glaube nicht, dass einer unter uns Schafzüchter ist. Und von
Gott ist in der Botschaft die Rede. Du liebe Zeit: Gott!! Der Mensch von heute zuckt die
Achseln und sagt: über Gott hat man sich Jahrhunderte lang den Kopf zerbrochen.
Jetzt sind wir dies Thema müde!
Siehe,
das ist Gottes Lamm! Nein! Das ist kein aktuelles Thema.
Und nun
heißt es in unserem Text: Zwei Männer hörten
diese Botschaft. Das will sagen: Sie fuhren bei dieser Botschaft auf. Sie spitzten die
Ohren. Sie fanden diese Botschaft über alles interessant und wichtig.
Und dazu
kann ich nur sagen: So fängt das Wunder der Bekehrung an.
Da
versteht man sofort ohne lange Erklärung: Hier ist nicht von Schafzucht die Rede, sondern
von einem Opferlamm. Man sieht im Geist die Millionen von Opfern, die Menschen dargebracht
haben, um Frieden mit Gott zu finden. Man begreift: Hier in Jesus ist das
letzte, endgültige Opferlamm, das allen religiösen Nöten und Zweifeln ein Ende macht.
Hier ist das Opferlamm, das Gott selber gegeben hat. Jesus ist das Opferlamm, das mich
wirklich versöhnt. Hier ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde wegträgt.
Es gibt
eine unheimliche Geschichte in der Bibel. Da kommen viele Menschen zu Jesus. In ihrer
Mitte schleppen sie eine junge Frau. Jesus! rufen sie, diese Frau haben
wir im Ehebruch ertappt. Nach Gottes Gesetz muss sie gesteinigt werden. Damit bist du doch
auch einverstanden?!
Ja,
sagt Jesus langsam. Und wer ohne Sünde ist, der soll den ersten Stein werfen.
Dann bückt er sich und schreibt in den Sand. Als er wieder aufschaut, steht nur noch die
Frau da. Alle haben sich weggeschlichen, von ihrem Gewissen überführt.
Wie viel
Schuld vor Gott liegt doch unter der dünnen Eisdecke unseres Tagesbewusstseins!
Wenn diese
Eisdecke bricht, dann, ja dann wird uns die Botschaft auf einmal über alles wichtig:
Jesus ist Gottes Lamm, das meine Sünde wegträgt. Und das Gewissen wird
getrost bei der Nachricht: Er hat unsere Sünden selbst hinaufgetragen mit seinem
Leibe an das Kreuz.
2) Das misstrauische Herz fasst Vertrauen
In unserer
Textgeschichte geschieht etwas ganz Großes. Aber es ist nur angedeutet. Wir müssen es
zwischen den Zeilen lesen: Zwei Männer fassen Vertrauen zu Jesus!
Das ist
das zweite Wunder bei einer Bekehrung. Würden wir etwa unsre Brieftasche oder unser
Sparkassenbuch einem Menschen anvertrauen, den wir nur ganz kurz gesehen und mit dem wir
nie gesprochen haben? Nein, das würden wir nicht tun. Und nun kommen in unserer
Textgeschichte zwei Männer vor, die nicht nur ihre Brieftasche und ihren Geldbeutel,
sondern ihr ganzes Leben dem Manne Jesus anvertrauen. Und dabei hatten sie diesen Jesus
nur zweimal gesehen und noch nie mit ihm gesprochen.
Stellt
euch vor, wir könnten die zwei Männer fragen: Wie kommt ihr dazu diesem Jesus so
unerhört zu vertrauen? Ist das nicht zu viel gewagt? Ich weiß, was sie antworten
wurden. Denn sie haben uns ihre Antwort aufgeschrieben. Sie lautet: Wir sahen seine
Herrlichkeit, eine Herrlichkeit, wie sie nur der eingeborene Sohn Gottes haben kann
voller Gnade und Wahrheit.
Das ist
genau das, was uns das Neue Testament auf fast jeder Seite berichtet, dass Menschen ein
unbändiges Vertrauen zu Jesus fassten.
Ein Petrus
sagt zu Jesus: Wenn du es befiehlst, dann werde ich über das Wasser des Meeres
laufen. Eine arme, kranke Frau denkt: Wenn ich nur den Saum seines Gewandes
berühre, dann werde ich gesund. Die Martha ringt sich zu dem Vertrauen durch, dass
Jesus ihren toten Bruder erwecken kann. Die so genannte große Sünderin wirft
sich mit einem Sack voll Sünden zu Jesu Füßen und vertraut, dass er ihn Ihr abnimmt.
Und der Schächer am Kreuz vertraut, dass Jesus Mörder in den Himmel bringt.
Vielleicht
denkt jetzt jemand: Die Leute damals hatten es leichter, dem Herrn Jesus zu vertrauen;
denn sie sahen ihn ja vor Augen. Es ist schwer, Vertrauen zu einem zu fassen, den man gar
nicht sieht.
Aber das
ist ein Irrtum. Die Männer unserer Geschichte sahen nur einen unbehausten, armen Mann,
von dem man nicht viel wusste. Wir haben von seinen Taten und von seiner Auferstehung
gehört!
Es ist
schon so: Zu allen Zeiten ist es ein Wunder, wenn ein Herz Vertrauen zu Jesus fasst. Es
ist ein Wunder, weil unser Herz von Natur misstrauisch ist.
Kürzlich
machte ich einen Besuch. Als ich geschellt hatte machte ein Mann die Tür nur einen Spalt
breit auf und fragte: Was wollen Sie denn? Als ich ihn nachher fragte:
Warum waren Sie so misstrauisch?, entgegnete er: Es schenkt einem keiner
was.
Welch ein
Wunder, wenn ein Herz vor Jesus aufgeht und glaubt: Du schenkst mir alles, was ich für
Leib und Seele, für Zeit und Ewigkeit brauche. Darum darfst du alles von mir fordern.
Was
bedeutet das denn? Ich will es an einem modernen Bild klarmachen: Vorher hat man
selber am Steuer seines Autos gesessen. Nun gibt man Jesus das Steuer in die Hand. Zuerst
sagt man wohl: Herr Jesus, ich möchte die und die Straße fahren. ich bin froh,
dass du nun zu mir eingestiegen bist. Da will ich nur schnell wieder
aussteigen, sagt Jesus. Warum denn?, fragt man erschrocken zurück. Und
er antwortet: Ich kenne die Straßen besser, die zum Ziel führen. Lass mich fahren,
und vertraue dich mir nur an. Aber nun geht's noch nicht los. Was hast
du denn da für sinnloses Gepäck? Soll das alles mit? Der fette Schoßhund, dein dickes
ich, das lass nur dahinten. Und so allerlei kleine Sündenköfferchen! Lass sie
stehen!
Da rufst
du erschrocken: Herr Jesus, soll ich ganz arm werden? Nein, sagt
er, bis jetzt warst du arm. Jetzt sollst du reich werden.
So
überlässt man sich ihm, arm und willenlos, und erfährt am Ende: Aus seiner Fülle
haben wir genommen Gnade um Gnade.
Quelle: Die Suchaktion Gottes