Das ist doch eine merkwürdige Sache! Wer kann das erklären? Wenn früher ein Mann aus Zürich ein Geschäft in New York tätigen wollte, dann brauchte er dazu furchtbar viel Zeit. Wenn er plötzlich hinreisen wollte, musste er tagelang mit der Postkutsche reisen, bis er in eine Hafenstadt kam. Und dann war sein Schiff ein paar Wochen lang unterwegs. Vielleicht konnte er die Sache auch brieflich erledigen. Dann griff er zum Gänsekiel und musste eine Stunde lang schreiben. Der Brief war wochenlang unterwegs.
Wie einfach
haben wir es heute! Der Mann in Zürich meldet ein Telefongespräch an. Und in kurzer Zeit
kann er mit dem Partner persönlich reden. Und wenn seine Anwesenheit in New York nötig
ist, dann setzt er sich in Zürich in ein Flugzeug und ist in ein paar Stunden in New
York.
Wie ist das
möglich?
Das ist doch ein Problem, das uns alle beschäftigen sollte.
Die Technik
hat uns dazu verhelfen, dass wir alle Dinge, für die unsere Großväter unendlich viel
Zeit brauchten, unheimlich schnell erledigen können. Da müssten wir doch Zeit in Hülle
und Fülle haben. Aber seltsamerweise tritt das Gegenteil ein: kein Mensch hat Zeit.
So ist es
gekommen, dass wir Menschen des 20. Jahrhunderts jeden inneren Halt verloren haben. Es
gibt einige erschreckende Symptome dafür: die Selbstmorde nehmen unheimlich zu; die
sexuelle Haltlosigkeit nimmt erschreckende Ausmaße an; immer mehr Menschen leiden an
Schwermut, und die Schlaflosigkeit kann nur noch mit Pillen bekämpft werden.
Wir müssen
diesen schwindelhaften Betrieb einmal wirklich durchschauen und einige Richtlinien für
unser Leben aufstellen, die uns aus diesem Hexenkreis befreien können.
Ich möchte
so ein paar Richtlinien hier nennen:
Nehmt Euch
Zeit füreinander. Kürzlich saß ich mit einem führenden Mann der Industrie zusammen.
Sein Sohn, ein junger Student, hatte sich aus unerfindlichen Gründen das Leben genommen.
Der Industrielle sagte: Dass ich einen Sohn hatte, habe ich erst gemerkt, als ich
vor seiner Leiche stand. Meine Berufsaufgaben hatten mich so in Anspruch genommen, dass
ich nie Zeit für ihn fand." In seinen Worten schwang die erschütternde Erkenntnis
mit: Wenn ich meinen Sohn zum Leben erwecken könnte, wollte ich es für die Folge wohl
anders mit ihm halten. Aber es ist - zu spät...
Kürzlich
sprach ich einen Jungen. Der sagte: Mich versteht kein Mensch." Ich fragte ihn:
Hast Du denn keinen Freund?" - Er erwiderte: Ich habe Kollegen und
Kameraden. Aber ich habe keinen Freund, dem ich mein Herz ausschütten könnte." -
Und Deine Mutter?" - Er winkte ab: Die hat so viel zu tun." -
Und Dein Vater?" - Er lachte: Wenn er von der Arbeit nach Hause kommt,
dann schimpft er ein bisschen herum, und dann geht er wieder fort." Nehmt Euch doch
Zeit füreinander!
Nehmt Euch
Zeit für Gott! In der Bibel wird eine Geschichte erzählt von einem römischen
Prokurator. Der hatte den Auftrag, den gefangenen Apostel Paulus zu verhören. Das wurde
ein sehr seltsames Verhör. Denn der Angeklagte redete auf einmal von dem zukünftigen
Gericht Gottes, vor dem auch der Prokurator erscheinen müsse. Und dann sprach er von
Jesus, dem gekreuzigten Gottessohn, der Sünder vom Gericht erretten kann.
Als der
Prokurator das hörte, wurde er sehr unruhig und sagte: Wenn ich gelegene Zeit habe,
wollen wir weiterreden." Und dann ließ er den Paulus wieder abführen.
Genauso
könnte der Mensch von heute sprechen. Wir wissen genau, dass ein Gott lebt und dass er
Richter ist über Lebendige und Tote. Wir wissen genau, dass unser Leben nicht in Ordnung
und mit viel Schuld beladen ist. Wir wissen genau, dass wir nichts nötiger haben als
Vergebung der Sünden.
Wie anders
würde unser Leben sein, wenn wir uns morgens Zeit nähmen, ein paar Verse ganz still in
der Bibel zu lesen und unser Herz im Gebet vor Gott auszuschütten! Wie anders würden
unsere Sonntage sein, wenn wir uns Zeit nähmen, mit der Gemeinde Gott zu loben und sein
Wort zu hören! Ja, nehmen wir uns doch die Zeit für Gott!
Jetzt hat
Gott noch Zeit für mich. Am Jüngsten Tag haben wir die Chance nicht mehr, mit Gott zu
reden. Da geschieht nur eins: Gott schlägt das Buch unseres Lebens auf und sagt sein
Urteil über uns. Jetzt aber ist die Zeit der Gnade. Weil der Teufel das weiß, darum
sorgt er dafür, dass wir gehetzte und gejagte Leute sind. Wir sollten sein Spiel
durchschauen und wissen - so sagt die Bibel -: Jetzt ist die angenehme Zeit. Jetzt
ist der Tag des Heils." Jetzt hat Gott ungeheuer viel Zeit für uns. Er wartet auf
uns. Nutzen wir diese Zeit der Gnade aus!
Als Jesus an
den Ort kam, blickte er auf und sah ihn und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilends herab;
denn heute muss ich in deinem Hause einkehren! Und er stieg eilends herab und nahm ihn auf
mit Freuden. Lukas 19, 5-6